Centre de Formation Professionelle (CFPK)

Unsere Berufsschule in Kongoussi

 

Mit Spenden vieler Menschen aus Ludwigsburg und unterstützt von der Bundesregierung wurde 2012 eine Berufsschule für Zweirad- und Pumpenmechaniker konzeptionell entwickelt und gebaut. Für rund 100.000,- € konnte eine Werkstatt mit Unterrichtsraum, Lager und Toiletten sowie ein Verwaltungsgebäude auf einem von der Gemeinde Kongoussi zur Verfügung gestellten Gelände errichtet werden. Den Löwenanteil in Höhe von 62.000 € für die Finanzierung brachten Spenden aus Ludwigsburg.

Die Idee für dieses Projekt hatten Dr. Otfried Ulshöfer, der frühere Vorsitzende des Förderkreises und Oscar Sawadogo, Präsident von Association Zood Noma (AZND), einer gemein-nützigen lokalen Organisation für die Entwicklungszusammen-arbeit. Nachdem in Kongoussi bereits ein Neubau für eine Grund-schule mit Mitteln aus Ludwigsburg errichtet worden war, sollten junge Menschen auch eine qualifizierte Berufsausbildung erfahren. Nach einer eigens gefertigten Studie mangelte es vor allem an technischen Qualifikationen. Was lag daher näher als gerade für die in der Sahelregion notwendigen Wasserpumpen und für das noch immer wichtigste Verkehrsmittel in der Region, nämlich motorisierte Zweiräder, eine Ausbildung anzubieten.

Der Schulbetrieb startete bereits 2011, die neue Berufsschule konnte 2012 bezogen werden. Derzeit, im Frühjahr 2022, befindet sich der 7. Ausbildungsjahrgang für Pumpenbau und Zweiradmechanik im CFPK. Jeweils rund 20 junge Menschen, darunter immer auch einige junge Frauen, starten in eine dreijährige Ausbildung, die hohe Praxisanteile umfasst.

Seit 2016 wird auch konsequent eine für Burkina Faso unübliche duale Ausbildung in enger Kooperation mit örtlichen Handwerkern durchgeführt. Zudem wurde 2016 ein weiterer Ausbildungszweig hinzugenommen. 16 weibliche und männliche Auszubildende lernen aktuell im CFPK das Schneiderhandwerk. Vorbild war das erfolgreiche Projekt mit diesem Ausbildungszweig, dessen erster Jahrgang später das „Nähatelier ZicZac“ wurde. Die Ausbildung der Schneiderinnen hat unser Mitglied Anke Wiest auf eigene Initiative in den Räumen der Berufsschule von 2013 -17 initiiert und begleitet.

 

 

 

Nähen ist unsere Leidenschaft

 

„Zwei Wochen konnte ich … im Berufsschulzentrum mitarbeiten.  Hinter die Kulissen schauen, zuhören, Impulse und Ideen aufnehmen. In vielen Gespräche mit Ausbildern und Auszubildenden, Direktor und Hausmeister habe ich viele Eindrücke gesammelt.  Gemeinsam haben wir über Veränderungen geredet, Ideen ausgetauscht und manches haben wir direkt umgesetzt.

Was Leidenschaft bedeutet konnte ich erleben. Nach nur 15 Monaten haben mich die Auszubildenden der Schneiderei in der Praxis überzeugt. Jede hatte die Möglichkeit an einem Modell ihr Können zu demonstrieren. Eine kleine Modenschau war der Abschluss einer arbeitsreichen Woche.

Mit ihrem ersten selbstgeschneiderten Kleidungsstück konnten die Auszubildenden ihr Können auch ihren Familien und ihren Freundinnen zeigen. Ziel ist es, schon in der Ausbildung erste Kundinnen zu gewinnen, die den Auszubildenden ihre Stoffe anvertrauen und so im Unterricht bereits erste Modelle umsetzen zu können. Gleichzeitig ist es auch ein Stück Eigenwerbung, um nach der Ausbildung mit einem kleinen Kundenstamm in die Selbständigkeit zu starten. Denn das ist das Ziel aller Auszubildenden. Den Grundstein haben wir gelegt.“

 

Anke Wiest

 

 

… und so läuft es bei den Zweiradmechanikern

 

„Es ist die Kombination aus Theorie und Praxis, die die Ausbildung kennzeichnen. Auch am Wochenende und in den Ferien gehen die Auszubildenden in Praktika. Begleitet werden die Ausbilder in den Werkstätten vom Direktor des Berufsschulzentrums. So kann der Berufsschulunterricht optimal mit der Praxis verbunden werden. Der Elternbeirat unterstützt bei Problemen der Auszubildenden. Mal ist es der lange Schulweg, mal ein krankes Familienmitglied, das die Jugendlichen vom Besuch der Ausbildung abhält. Individuelle Lösungen werden im Kontakt mit den Eltern erarbeitet.

Die ausgebildeten Mechaniker des letzten Schuljahres werden in diesem Jahr noch begleitet bei der Etablierung ihres eigenen Unternehmens. Verschiedene Bausteine zu Theorie und Praxis der Unternehmensführung, die Erstellung eines Businessplan, aber auch die Suche nach einem Ort und die Beantragung beim Rathaus sind dabei Themen. Ob der Schritt alleine oder im Team erfolgt, das ist noch offen“

 

Anke Wiest

 

 

Der Förderkreis Burkina Faso e.V. finanziert mit einem jährlichen Betriebskostenzuschuss von rund 15.000,-€ den kompletten Betrieb des CFPK, stattet die Berufsschule zudem immer wieder mit neuen Materialien aus und kann dank Spenden der Ludwigsburger Firma Hahn& Kolb die Absolventen in Zweiradmechanik beim Start ins Berufsleben mit einem Werkzeugkoffer als Starterkit ausstatten. Ein Starterkit erhalten auch die Schneider/innen: eine Nähmaschine, einen Tisch, einen Stuhl und eine Grundausstattung an Materialien. Seit 2017 gibt es für erfolgreiche Absolventen zudem die Chance auf einen Mikrokredit in der Höhe von bis zu 1.500,- € durch den Förderkreis, der den Aufbau einer eigenen Werkstatt ermöglicht.

 

 

Aus dem ersten Ausbildungsjahrgang der Schneiderinnen in unserer Berufsschule CFPK ist ein gemeinsam organisiertes Nähatélier entstanden.

 

Das Atelier Zic-zac.

 

Die Frauen des Ateliers Zic-zac stehen fest im Geschäftsleben und blicken auf ein erstes erfolgreiches Geschäftsjahr zurück.  Alle haben sie bereits einen großen Kundenstamm. Einige der Frauen haben bereits ihre eigene Werkstatt und bilden Praktikantinnen aus, andere sind auf der Suche nach einem geeigneten Platz für ihre Werkstatt, manche wollen mit ihren kleinen Kindern erst noch zu Hause arbeiten. Alle wollen in diesem Jahr die Theorieprüfung absolvieren. Der vorbereitende Unterricht hierfür wird ca. 50 Stunden in Anspruch nehmen und ist für Sommer geplant. Mit ihrem erwirtschafteten Geld können sie die Kosten selbst übernehmen. Sie sind stolz und selbstbewusst. Sie unterstützen ihre Familien, übernehmen Schulgebühren der Kinder ihrer großen Schwester, finanzieren einen Wasseranschluss für das elterliche Zuhause, unterstützen den Onkel mit Zementkauf für den Hausbau. Ihre eigene Entwicklung ermöglicht die Weiterentwicklung ihrer Familie.

Beeindruckt hat mich die Solidarität innerhalb des Ateliers. Wer bei der Fertigung großer Aufträge für den Verkauf in Deutschland krank ist, wird in gleicher Höhe entlohnt, weil Krankheit jeden treffen kann. So haben sie für sich ein eigenes System der Absicherung im Krankheitsfall entworfen. Sie profitieren immer gemeinsam und mit Ihnen ihr Umfeld. Gewonnen haben sie an Selbstsicherheit und Entscheidungskompetenz – auch mit ihrem eigenen Bankkonto sind sie unabhängiger geworden.

 

Anke Wiest, Januar 2018

Ausbildung zur Schneiderin